Briefmarken-Freunde: 71 Liebhaberstücke unter dem Hammer
Lüdenscheid - Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten: Für kleines Geld versteigerten die Briefmarken- und Münzfreunde Lüdenscheid am Sonntag sämtliche Sachwerte ihres Vereins. Im Zuge der Vereinsauflösung kamen Literatur, Technik, Rahmen und Messestand in der Aula des Berufskollegs für Technik unter den Hammer.
Zuvor wickelte Roland Wachtmeister, 1. Vorsitzender des Vereins, die letzte Mitgliederversammlung zügig und sachlich ab. Dabei ließ er das zurückliegende Jahr, in dem der Verein mit sieben Austritten den zweitgrößten Mitgliederschwund in seiner mehr als 70-jährigen Geschichte verkraften musste, Revue passieren.
Bereits im Mai habe der Vorstand darauf hingewiesen, dass aus persönlichen und gesundheitlichen Gründen personelle Veränderungen in der Vorstandsriege zu erwarten seien. Der im Januar einstimmig gefasste Beschluss, den Verein aufzulösen, habe gezeigt, dass der Verein am Ende sei, stellte Wachtmeister fest.
Ein erster Schritt zur Auflösung sei die Versteigerung. „Jeder hat die Möglichkeit, die Gegenstände, die ihm am Herzen liegen, zu ersteigern.“ Auf Vorschlag von Kassierer Jürgen Kordt wird ein Teil des Vereinsvermögens an die Mitglieder ausgezahlt. Das restliche Geld soll als Spende an das SOS-Kinderdorf fließen. Ein letztes Mal dankten die Mitglieder dem Vorstand für seine Arbeit.
Zur Versteigerung der Sachwerte stellten sich auch Vertreter anderer Vereine aus der Umgebung im Berufskolleg für Technik ein. Aus Iserlohn, Altena und Werdohl beteiligten sich Briefmarkenfreunde an der Auktion. 71 Posten – darunter sehr viel Literatur – gingen an den Meistbietenden. Weit unter Neuwert gab der Verein seine Sachwerte ab.
Ein Michel Briefekatalog neu (Neuwert 89 Euro) beispielsweise stand für 3 Euro zum Verkauf. Zu Schnäppchenpreisen ersteigerten die Sammler manches Liebhaberstück. Von einer Chronik der deutschen Philatelie bis zu Beiträgen zur Postgeschichte in Westfalen, von der Briefwaage bis zum Wasserzeichensucher und Ultraschallgerät ging alles weg, was Sammler für ihr Hobby brauchen.
Besonders begehrt: die mehrbändigen Michel Kataloge Europa, Amerika, Afrika, Australien und Asien, um die ein regelrechter Bieterwettstreit entbrannte. Komplett veräußerte der Verein seine Sachwerte. Sogar für den abschließbaren Schrank, in dem die Sammler bislang ihre Literatur und Technik aufbewahrten, die wertvollen Ausstellungsrahmen und ein klappbarer Messestand wechselten für kleines Geld den Besitzer.
Aufhören mit ihrem Hobby möchten trotz Vereinsauflösung die wenigsten Sammler. Roland Wachtmeister, der auch Regionalvertreter der Region Sauerland im Verband der Deutschen Philatelisten ist, überlegt, sich den Iserlohner Briefmarkenfreunden anschließen. Gleiches kann sich auch der bisherige Geschäftsführer Luc Van de Velden vorstellen.
Heinz Nölle, der sich auf die Privatpost spezialisiert hat, ist zwar anderweitig in Sachen Hobby sehr aktiv, findet es aber traurig, dass mit der Auflösung des Vereins auch ein Stück Heimatgeschichte verloren geht. Durch Zufall konnte er – 50 Jahre später – eine einst von Lüdenscheid aus versandte Feldpostkarte eines Belgiers erwerben und sie in die Bergstadt zurückholen. „Das ist Heimatgeschichte.“
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