Briefmarken sammeln
Die Suche nach dem besonderen Stück
Der überregionale Tauschtag des Vereins Achimer Briefmarkensammler hat am Sonntag wieder zahlreiche Sammler in das Achimer Kasch gelockt. Die Resonanz fiel in diesem Jahr sogar besser aus als in den Vorjahren.
Matthias Grabhorn hat nach wie vor großen Spaß an seinem Hobby. Der Sammler besucht gern den Briefmarkentauschtag im Achimer Kasch, um den Markt zu sondieren und sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. (Björn Hake)
Zwischen Umzugskartons liegen auf den Tischen große Lupen, Pinzetten und reihenweise Alben: Es ist überregionaler Tauschtag des Vereins Achimer Briefmarkensammler im Kasch. Der zweite in diesem Jahr, denn immer im Herbst und zu Beginn des Jahres treffen sich hier die Anhänger dieses Hobbys. Sie fachsimpeln und suchen bei den anderen Sammlern nach fehlenden Marken.
Die Resonanz fällt dieses Mal besser als in der Vergangenheit aus, wie einige Besucher feststellten. Die Teilnehmer kommen aus einem Umkreis von 100 Kilometern – unter anderem auch aus Bremerhaven und Oldenburg. „Hannover war sonst auch vertreten, aber dieses Mal ist dort auch eine Veranstaltung“, stellt Mitorganisator Ralf Pröttel fest.
Die Zukunft des Briefmarkensammelns sieht aber eher düster aus, denn es sind hauptsächlich Männer – und nur ganz wenige Frauen – im Rentenalter, die sich diesem Hobby widmen. „Ich bin mit meinen 63 Jahren die Jugendgruppe des Vereins“, sagt Ralf Pröttel, der gleich rechts im Saal seinen Stand hat und ein wichtiger Ansprechpartner ist. „Briefmarken haben oft nur den Altpapierwert oder eben den Nennwert zum Beispiel von 50 Cent“, fügt er an und meint bei Letzterem postfrische Marken. „Der Wert steigt jeweils, wenn jemand mehr ausgeben will“, urteilt Pröttel, der dem Verein Achimer Briefmarkensammler angehört. 23 Mitglieder gibt es – Tendenz abnehmend.
Pröttel, dessen Opa bei der Post arbeitete, hat im jungen Alter von fünf, sechs Jahren mit dem Sammeln angefangen. „Es gab damals keine anderen Sachen zur Ablenkung. Das Sammeln von Briefmarken war das Tor zur Welt“, erklärt er und nennt dabei Marken aus aller Herren Länder, an die zum Beispiel sein Vater berufsbedingt kam.
Doch warum gibt es heutzutage nur wenig Nachwuchs? „Für die Jugend ist das schwer, weil wir uns abends treffen“, glaubt Pröttel, „auch musst du ein bisschen Taschengeld übrig haben, damit zum Beispiel für fünf Euro ein Album oder eine Kiste gekauft werden kann.“ Ein Mann aus Ottersberg präsentiert an diesem Tag derweil zwei dünne Alben. Er will gar nicht tauschen oder gar verkaufen. Die Bücher sollen in gute Hände kommen. „Ich kann die auslegen für Jugendliche, die vielleicht Interesse haben“, sagt Pröttel.
Balsam für die Nerven
Der Otterstedter Ingo Brinkmann wird an diesem Tag fündig. „Ich suche das Außergewöhnliche und habe dreieckige Marken gefunden“, berichtet er, „ich sortiere gern, das beruhigt die Nerven.“ Ein Brief mit einem Block der Olympischen Spiele 1972 in München zählt ebenfalls zu seinen Errungenschaften. Der Syker Manfred Bartsch gehört an diesem Tag indes zu den Sammlern, die ihre Alben auf den Tischen ausgebreitet haben.
Ein Interessent zieht mit einer Pinzette eine Marke aus der Schutzhülle, schaut die Rückseite genau an und ist unzufrieden. „Es gibt postfrische Marken, welche ohne Gummi oder gestempelte, aber auch welche mit Falz“, erklärt der Syker, der Bund, Berlin und DDR sammelt. „Das sind die Standardsachen. Leider habe ich meine Fehlliste zu Hause gelassen.“ Es sind nicht nur die einzelnen Marken, die gesammelt und getauscht werden. Da liegen neben den Alben auch Markenheftchen, abgestempelte Briefe mit Marken und Postkarten, bei denen das Motiv auf der Vorderseite zählt.
Tino Vujevic, Inhaber eines Briefmarkenhauses, hat seine Ware von A bis Z geordnet. Da ist die Sportkollektion mit vielen Olympiamarken zu finden, da befinden sich aber neben Briefmarken zum Beispiel auch Postkarten aus Niedersachsen und Berlin/Brandenburg und Briefe aus der Antarktis sowie Numisbriefe aus Haiti und Tunesien. „Es kommen keine jungen Leute nach. Die Preise verfallen“, urteilt der Mann, der seit 25 Jahren in dieser Branche tätig ist. Wilfried Bendul vom Verdener Verein hat etwas Anderes festgestellt: „Die Preise ziehen wieder an.“
Der Verein Achimer Briefmarkensammler trifft sich regelmäßig am ersten und dritten Montag im Monat. Beginn im Kasch ist um 19.30 Uhr.