Serie „Immaterielles Kulturerbe“ Orgelbau-Orgelmusik
Januar 2023 (5. Januar 2023)
2017 wurden Orgelbau und Orgelmusik auf Vorschlag Deutschlands von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe der Menschheit ausgezeichnet. Die 2008 von den Landesmusikräten gegründete Initiative „Instrument des Jahres“ hatte für das Jahr 2021 die Orgel ausgewählt. Sowohl durch die UNESCO-Auszeichnung als auch durch das Orgeljahr 2021 mit seinen phantasievollen Angeboten wurden viele Menschen auf die Orgel aufmerksam, die dieses faszinierende Musikinstrument sonst selten erleben. Das neue Sonderpostwertzeichen trägt in idealer Weise dazu bei, dass dieses einzigartige Kulturgut in der breiten Öffentlichkeit präsent bleibt.
Mit rund 50.000 Orgelwerken weist Deutschland weltweit die höchste „Orgeldichte“ auf. Gegenüber anderen Ländern ist die regionale Stilvielfalt in Bauart und Klangbild der einzelnen Orgeln hier besonders differenziert ausgeprägt. Die zeitliche Schichtung reicht von Werken der Renaissance bis in die Gegenwart. In den mehr als 300 Fachbetrieben arbeiten circa 2800 Personen. Rund 3500 Menschen wirken hauptberuflich an einer Orgel; die Zahl der nebenberuflich tätigen Organisten ist geschätzt acht- bis zehnmal so hoch.
Die Orgel ist das größte, vielfältigste und innovativste Musikinstrument. Ihre architektonische Ausgestaltung, ihre technische Komplexität und vor allem ihr unerschöpflicher Klangfarbenreichtum faszinieren seit jeher. Ihr fließender Luftstrom wird im Kontrast zu allgegenwärtigen Musikkonserven als wohltuend und berührend empfunden, ebenso ihre ausgeprägte Individualität im Kontext eines immer uniformeren Kulturlebens: Orgeln sind stets Unikate, exakt auf die Gegebenheiten ihres Aufstellungsortes abgestimmt.
Musizierenden und Hörenden eröffnet die Orgel, die nicht nur durch ihre immense Farbenvielfalt glänzt, unendliche Klangwelten; sie umfasst auch den gesamten für den Menschen wahrnehmbaren Frequenzbereich. Weil eine Person auf der Orgel gleichzeitig viele Stimmen erklingen lassen kann, ist sie wie kein anderer Klangkörper für das spontane Spiel, die Improvisation, geeignet.
Gestaltung des Postwertzeichens und der Ersttagsstempel: Julia Warbanow, Berlin
Text: Dr. Markus Zimmermann, Bund Deutscher Orgelbauer e.V.